Karabé – Käfer aus Lemusa in Luzern

So werden Leserinnen und Leser ihr Buch nie zu sehen bekommen, denn der orginale Umschlag der Publikation (basierend auf einer Zeichnung von Hana Bosk) wurde vor Auslieferung in die Schweiz verunstaltet, ausgerechnet von der Direction de la recherche scientifique en matière de coléoptères et du patrimoine des karabés.

Acht Wochen lang jagt der Schweizer Entomologe Ruben Schwarz auf der Insel Lemusa seltenen Käfern nach, die er einem obskuren Unternehmer und Sammler versprochen hat. Er begegnet außerordentlichen Karabés wie dem Koaschi, dem Bùmbiù oder der Asinelle, durchfährt aber auch berückend schöne und oft geheimnisvolle Landschaften der Insel. Er gerät in manch peinliche Lage, wird von echten Hunden und falschen Stieren verfolgt, erlebt Unerklärliches und Unheimliches, trifft auf raffinierte Trickbetrüger, wilde Mütter, esoterische Cellisten und – möglicherweise – sich selbst. Die 16 Abenteuer des Käfersammlers und dazu Porträts seiner Fundstücke liegen nun in Form eines kleinen Buches mit dem Titel Karabé vor, das im Basler Verlag Existenz und Produkt erschienen ist. Erstmals vorgestellt wird das Buch am Mittwoch, 22. September 2021 in Luzern, aus Anlass einer Veranstaltung mit dem Titel Seitensprünge: Eintagsfliegen?, die Alexandra Blättler vom Kunstmuseum und Marco Bernasconi vom Naturmuseum gemeinsam organisieren. Eintagsfliegen? beginnt um 18 Uhr im Kunstmuseum und wird ab etwa 19 Uhr im Naturmuseum fortgesetzt, wo ich einige der Abenteur von Ruben Schwarz vorlesen werde.

Karabé ist das erste Produkt des Verlags Existenz und Produkt, der im Frühling 2021 von vier Künstlerinnen und Grafikerinnen in Basel gegründet wurde. Bei der Realisierung seines ersten Buches wollte der Verlag alles richtig machen und ließ deswegen in Lemusa drucken. Doch bevor das kleine Werk in die Schweiz geliefert werden konnte, schaltete sich, alarmiert durch eine übereifrige Zollbeamtin, die Direction de la recherche scientifique en matière de coléoptères et du patrimoine des karabés ein, eine Abteilung Ministère de l’éducation et de la recherche. Die Behörden verboten daraufhin die Ausfuhr des Buches, nicht wegen abschätziger Bemerkungen zur Diktatur im Lande, wie man annehmen könnte, sondern wegen falscher Angaben zu Natur und Eigenheit zweier Käfer, die in dem Buch vorgestellt werden: Mémilselle (Iameratus fragrans, S. 86) und Obliton (Nuncameratus foetens, S. 89). Auf Wegen, die hier nicht erklärt werden sollen, konnte der Verlag dennoch durchsetzen, dass die Bücher in die Schweiz geliefert wurden. Die Behörden hatten sie allerdings bereits mit einem wüsten Sticker verunstaltet, ihnen die Titelseite, das Gesicht geraubt. Die Verlegerinnen ließen sich jedoch nicht unterkriegen und produzierten flugs eine Hülle, mit der das Buch nun doch verkauft werden kann. Festjimes la priak! («Feiern wir die Freiheit!»)

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